Meine Geburt - ein persönlicher Erfahrungsbericht!

Mir ist es ein persönliches Anliegen, dass die Angst vor der Geburt allmählich aus den Köpfen der Frauen verschwindet. Eine Geburt ist vieles! Was sie sicher nicht ist, ist etwas wovor man sich fürchten muss. Daher möchte ich euch von meiner Geburt erzählen und allen werdenden Mamas Mut machen. Ja, es gibt sie: die schönen Geburtsberichte! Hier ist meiner...

 

Es ist Donnerstag, der 9. August (Anm.: 7 Tage nach ET). Ich bemerkte gegen 5 Uhr früh beim nächtlichen Klo-Gang das ich meinen Schleimpfropf verloren hatte. Ich freute mich riesig da ich wusste, dass dies bedeutet das die Geburt nicht mehr lange auf sich warten lässt. Der Vormittag verlief ruhig und Ereignislos. Armin arbeitete an diesem Tag von zu Hause und ich verbrachte den Vormittag mit Lebensmitteleinkauf, Yoga und den erlernten Entspannungstechniken. Ich war die ganze Zeit über ruhig und zuversichtlich das mein Baby wissen wird wann es so weit ist, sich auf den Weg zu machen.

 

Mittags aßen Armin und ich zusammen und ich spürte ein immer wiederkehrendes Stechen im Rücken. Ich setzte mich auf meinen Gymnastik-Ball und machte ein paar Übungen in der Hoffnung, dass sich die Rückenschmerzen wieder verabschieden würden.

 

Da das Gefühl im Rücken sich langsam in den Bauch verlagerte und zu einem immer wiederkehrenden Ziehen wurde, beschloss ich gegen 16:00 Uhr den „Wannentest“ zu machen und legte mich in die warme Badewanne. Nach kurzer Zeit war klar – das sind Wellen! Waren sie davor im Abstand von 12-15min gekommen so kamen sie, sobald ich im warmen Wasser lag, in Abständen von 4-5Minuten wobei eine Welle zwischen 30 und 40 Sekunden lang war. Ich benutzte in diese Zeit bereits die Wellenatmung (Anm.: eine spezielle Atemtechnik im "Hypnobirthing". Sehr effektiv) und hörte die Affirmationen rauf und runter.

 

Gegen 17 Uhr hatte ich das Gefühl nicht mehr in der Wanne liegen zu wollen und rief meine Hebamme an, da ich mir nun sicher war, das die Geburt begonnen hatte.

Meine Hebamme war am Klang meiner Stimme sicher, dass es noch einige Zeit dauern würde und riet mir daher mich zu Hause noch zu entspannen und nochmal etwas nahrhaftes zu Essen, ich würde die Energie später noch brauchen!

Also versuchten wir uns mit einem Film abzulenken, den ich jedoch bereits nach kurzer Zeit nicht mehr folgen konnte da ich mich bei jeder Welle stark auf meine Atmung konzentrieren musste.

 

Wir schalteten den Film also wieder aus und Armin half mir dabei jede Welle ruhig kommen und gehen zu lassen und wendete die light-touch Massage an. Das klappte hervorragend und ich war sehr entspannt.

 

Gegen 19:30 Uhr bekamen wir Hunger und aßen noch zu Abend. Ich war zu dem Zeitpunkt leider nicht besonders hungrig bzw. war es schwierig in den kurzen Pausen (die Wellen waren nun bereits mehrere Stunden unregelmäßig bei ca. 4-5 Minuten) zu essen. Rückblickend betrachtete hätte ich definitiv mehr Essen sollen da dies auch für meinen Kreislauf in weiterer Folge vermutlich besser gewesen wäre aber wie heißt es – nachher ist man immer schlauer.

 

20:30 Uhr: liegen, Regenbogenentspannung und Affirmationen machen es einfacher die Wellen zu veratmen.

21:15 Uhr: wir gehen spazieren. Die Luft war von diesem heißen August-Tag immer noch sehr aufgeheizt aber wir schafften es trotzdem eine kleine Runde zu drehen. Dazwischen bleibe ich immer wieder stehen und lehne mich an Armin um die Wellen zu verarbeiten.

22:00 Uhr: wieder zu Hause haben wir uns erneut auf die Couch gelegt um zu entspannen als es in meinem Bauch „plopp“ macht. Die Fruchtblase hat sich geöffnet. Ich bin schnell von der Couch aufgesprungen (man will ja schließlich kein Fruchtwasser auf dem Mobiliar) wo mich eine sehr heftige Welle regelrecht „überraschte“. Die Intensität hatte sich sehr rasch verändert und mich etwas „überrollt“. Ich spürte kurz ein Gefühl der Unruhe aufkommen. Ich ging nochmals in die Dusche und versuchte dort einige Wellen zu veratmen die sich plötzlich sehr viel kräftiger anfühlten als alle anderen zuvor. Armin war immer ganz nah bei mir und zählte bei jeder Welle für mich mit.

 

Erneuter Anruf bei der Hebamme (Zitat Bettina):“Es ist jetzt zu Hause nicht mehr lustig deshalb wollen wir die Party woanders hin verlegen“! Meine Hebamme hörte an meiner Stimme das es Zeit war aufzubrechen und wir machten uns um 22:30 Uhr auf den Weg ins Geburtshaus.

 

Die Autofahrt war nicht unbedingt angenehm aber mit Hypno-Birthing Entspannungsmusik und ein wenig lauteren Tönen meinerseits gut zu handeln.

Kurz nach 23 Uhr kamen wir im Geburtshaus an wo unsere Hebamme uns bereits begrüßte. Es wurde sofort ein CTG geschrieben um zu sehen wie es Hannah geht. Die Herztöne waren perfekt und es bestand kein Grund zur Sorge.

 

Wir haben dann sofort das Wasser in die Wanne gelassen und ich habe in etwa eine Stunde dort verbracht. Der Muttermund-Befund war zu diesem Zeitpunkt bei 3cm. Ich hatte sehr gehofft, dass ich bereits „mehr“ zu Hause geschafft hätte und meine Motivation bekam einen kleinen Dämpfer verpasst. Aber wir waren Mitten in der Geburt und es gab nun kein zurück, also hieß es „alles locker lassen“ und ruhig weitermachen. Die Hebamme hat mir noch zwei Zäpfchen verabreicht, welche bei der Entspannung der Beckenmuskulatur und dadurch der schnelleren Öffnung des Muttermundes helfen sollen. 

Gegen 1:00 Uhr wollte ich nicht mehr im Wasser sein und wir haben uns ins Bett gelegt wo wir versucht haben uns zu entspannen. Armin ist sogar kurz eingenickt und ich habe versucht ihn nicht zu wecken (mit heftigen Wellen gar nicht so einfach).

 

Die Wellen kamen kurz darauf immer heftiger und in kürzeren Abständen. Ich hatte das Gefühl, keine Pause mehr zwischen den Wellen zu haben. Dies hat mich dann zugegebener Maßen doch sehr aus der Bahn geworfen da ich keine Zeit mehr zum „reinkommen“ in die Entspannung fand. Es ging Schlag auf Schlag und schien kein Ende nehmen zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich Verzweiflung in mir hochkommen da ich große Angst davor hatte, dass dies erst der Anfang ist. Meine Hebamme und Armin haben mir gut zugesprochen und mich motiviert weiter zu machen.

 

Zu diesem Zeitpunkt war mir gegen Ende jeder Welle schrecklich übel und ich hatte stets das Gefühl mich übergeben zu müssen. Die Hebamme wollte nochmal den Muttermund kontrollieren, was sie einiges an Überredungskunst kostete da ich das Gefühl hatte permanent Wellen zu haben (man möchte eine Muttermund-Untersuchung nicht während einer Welle sondern in einer Wellenpause…).

Armin machte bei mir in dem Moment den Schulteranker und Veronika sah mich ruhig an und sagte mit ernster Stimme „Bettina, kann es sein dass du schon Presswehen hast? Dein Muttermund ist fast komplett geöffnet“. Ich verneinte, weil ich zum einen keine Ahnung hatte wie sich Presswehen anfühlen und zum anderen waren ja auch erst 3 Stunden vergangen seit mir verkündet wurde, dass der Muttermund 3cm offen ist. Das konnte doch unmöglich sein… (Anm.: bei Erstgebärenden geht man davon aus, dass sich der Muttermund jede Stunde einen Zentimeter öffnet)

Tatsächlich hatte aber die letzte Phase der Geburt bereits begonnen. Hinterher betrachtet denke ich, mir war vor allem deshalb bei jeder Welle übel weil ich nicht das tat was mein Körper von mir wollte. Er wollte, dass ich mithelfe unser Kind „nach unten zu atmen“ aber ich versuchte alle Wellen zu „VERatmen“ wodurch ich nicht mit sondern gegen die Natur arbeitete. Mein Körper reagierte darauf mit heftiger Übelkeit.

 

2:30 Uhr: Meine Hebamme ließ nochmals das Wasser in die Wanne und wir gingen wieder ins Geburtszimmer. Das warme Wasser tat gut und ENDLICH hatte ich das Gefühl meinem Körper nicht so „ausgeliefert“ zu sein sondern aktiv etwas tun zu können. Mein Körper „befahl“ mir mit aller Kraft nach unten zu schieben und zu drücken. Der Kopf war zu diesem Zeitpunkt noch recht weit oben, weshalb es schließlich noch über 2 Stunden dauerte bis Hannah geboren war.

 

Es war ein unbeschreibliches Gefühl zu spüren wie sich ihr Kopf immer weiter nach unten bewegt. Diese letzte Phase habe ich teils in der Hocke, teils im 4-Füßlerstand die ganze Zeit über in der Wanne verbracht.

Zwischen den Wellen (die Pausen hatten nun eine angenehme Länge) konnte ich mich immer wieder zurücklehnen und im warmen Wasser entspannen. Während der Wellen hängte ich mich an ein von der Decke hängendes Tuch. Armin stützte mich währenddessen von Hinten mit seinen Händen.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt jegliches Zeitgefühl verloren. Ich wusste, dass es nach wie vor Nacht sein musste weil es draußen dunkel war. Es gelang mir, alles andere auszublenden und ganz bei mir zu sein. Es gab nur mich und dieses Baby das ganz eindeutig auf die Welt kommen wollte. Darauf konzentrierte ich mich – das war unser Ziel.

Es war unglaublich als sie schließlich um 05:06 Uhr in der Wanne geboren wurde. Dieser allerletzte Moment der Geburt, wo sie aus mir heraus kam war unbeschreiblich schön. Im einen Moment noch "ungeboren" und nach einer kräftigen und langen Welle endlich da! Mit einer einzigen durchgehenden Bewegung legte mir die Hebamme das kleine Bündel auf den Bauch. Sobald ihr Kopf über Wasser war machte sich Hannah sehr lautstark bemerkbar. Sie war eindeutig angekommen. Was für ein unbeschreibliches Gefühl!

 

Ich wurde dann sehr schnell aus der Wanne geholt und wir durften uns auf ein Bett im Geburtszimmer legen. Wir bekamen genügend Zeit um die ersten Momente als Familie zu genießen und zählten nach ob sie auch alle Finger und Zehen hat (sicher ist sicher) und ob das Geschlecht wirklich stimmte (tat es). Da mein Mann und ich uns im Vorfeld nicht auf einen Namen geeinigt haben (Armin wollte sich nicht festlegen), entschieden wir uns erst nach der Geburt für den Namen Hannah Andrea.

Die Nabelschnur wurde erst durchtrennt als sie nicht mehr pulsierte und danach brachte ich noch die Plazenta zur Welt (die wollte erst nicht so richtig, obwohl mir Hannah sofort zum stillen angelegt wurde) und ich musste noch einmal kurz in die Hocke und kräftig „pressen“ um auch noch diesen letzten Teil der Geburt zu beenden.

 

Hannah wurde dann gewogen und gemessen und nach Überprüfung ob ich Verletzungen davon getragen hatte (einen kleinen Riss an den Schamlippen, musste nicht genäht werden) durften wir ins Wochenbettzimmer umziehen. Wir waren alle drei komplett erledigt und müde. Hannah und Armin schliefen auch sehr gut und ich lag hellwach im Bett und betrachtete das kleine Wunder neben mir, dass sich eben noch in meinem Bauch befunden hatte.

 

Das war er! Der Bericht über den Tag, an dem sich mein Leben für immer veränderte.

Ich hoffe, mein Geburtsbericht hat euch gefallen? Es ist mir eine Ehre, dieses Ereignis mit euch zu teilen.

 

Eure,

Bettina


NACHTRAG: Da ich mich im Vorfeld mit "Hypnobirthing" auf die Geburt vorbereitet habe, finden sich in meinem Bericht viele Ausdrücke dieser Geburtsform. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0