Kommentare "von Außen"

Wer kennt sie nicht: die ungefragten Kommentare von Außen wenn es um das Thema Kindererziehung geht? Wie man sie ausblendet und mehr Tipps.


Als meine Tochter Hannah in etwa 6 Wochen alt war, haben wir meine Oma in Wien besucht. Aus Neugierde und Interesse an ihrer Urenkelin, hat mich meine Oma gefragt, wie oft ich Hannah am Tag stille. Meine Antwort war "so oft sie möchte". Meine Oma nahm dies sofort zum Anlass um mir ihre "1950er Weisheiten" ungefragt aufs Aug zu drücken und konterte mit "du solltest ihr aber schon einen Still-Rythmus von 4 Stunden angewöhnen". Bamm. Da musste ich kurz schlucken. Ich hatte davon gehört, dass man das tatsächlich früher so gehandhabt hatte, jedoch war ich der Ansicht, dass diese Zeiten längst vorüber sind und mittlerweile doch wirklich JEDER weiß, dass stillen bzw. füttern nach Bedarf, das Beste für das Baby ist. Auch als ich am Weg nach Hause war musste ich noch lange über diesen Satz nachdenken. Wie konnte es sein, dass Menschen heute immer noch dieser Ansicht sind, obwohl die Thesen sich zu diesem Thema doch bereits so oft geändert haben? Ich persönlich glaube, sie wissen und wussten es einfach nicht besser. Sie haben es so gemacht weil ihre Mütter, Schwestern und Freundinnen es so gemacht haben. Es wurde nicht hinterfragt. Es war eben so. Die Zeiten waren zweifelsohne anders. Härter. Kinder hatten sich gefälligst den Erwachsenen anzupassen - nicht umgekehrt. Man kann unseren Vorfahren insofern gar keinen wirklichen Vorwurf machen. Und tatsächlich meinen sie ihre Ratschläge gut (auch wenn wir uns das bei den haarsträubenden Methoden oft nicht vorstellen können). Sie denken eben tatsächlich, dass ihr Weg der Beste für alle Beteiligten ist.

 

Jetzt interessiert euch bestimmt brennend, wie ich auf diese Aussage reagiert habe. Nun ja, ich bin von Natur aus dafür bekannt, dass ich nicht auf den Mund gefallen bin. Hätte mir das "irgendwer" vorgeschlagen, wär ich ihm vermutlich "mit dem A*** ins Gesicht gefahren" (wie man so schön auf wienerisch sagt). Da es sich aber um meine liebe Oma handelt, habe ich dies zum Anlass genommen ihr zu erklären WARUM es heute anders gemacht wird und wieso ich meine Tochter, wenn sie bereits nach 3 Stunden hunger verspürt, mit Sicherheit nicht eine volle Stunde schreien lasse nur damit ich ihr meinen Rhythmus aufzwinge. Sie war skeptisch, hat das Thema dann aber fallen lassen.

Als sie vor einigen Wochen mal wieder bei uns zu Besuch war, hat sie meine Hand genommen, mich angesehen und zu mir gesagt: "ich finde, ihr macht das ganz toll mit der Hannah. Ihr könnt stolz auf euch sein." Ja, manchmal sind auch die Altvorderen noch belehrbar, sofern man ihnen auf Augenhöhe begegnet und ihnen die Chance gibt zu verstehen warum wir Dinge heute anders machen.

 

So weit, so gut.

Was aber, wenn man nicht die Lust oder die Zeit hat sich zu erklären oder einem der Mensch nicht so nahe steht? Beispielsweise wenn man mit seinem Baby einkaufen ist und von einem Pensionisten an der Kasse blöd angemotzt wird weil das Baby quengelt?

Brust raus, Kopf hoch, tief einatmen und das Gesagte ignorieren.

 

Mamas, vollkommen egal ob ihr die Flasche gebt oder stillt. Ob ihr Brei selber macht oder Gläschen kauft. Ob ihr "Lalelu" oder einen Song von Rammstein als Einschlaflied singt. Ob ihr nach 5 Monaten oder nach 2 Jahren wieder arbeiten geht. Ob ihr eure Kids fernsehen lasst oder nicht. Ob ihr bereits mit 9 Monaten Zucker gebt oder erst mit 3 Jahren. Ob ihr einen sauteuren Kinderwagen habt oder ein gebrauchtes Modell der Schwägerin. Eine Sache haben ALLE Mamas gemeinsam: Wir wollen das BESTE für unsere Kinder. Und wir sind (in den allermeisten Fällen) auch der Ansicht, dass unsere Art und Weise die Beste ist. Klar doch. Sonst gäbe es nicht so viel "Mum-Bashing" in unserer Gesellschaft. Sonst würden die Augenbrauen nicht so hoch gehen, wenn wir erzählen, dass wir bereits nach einem Jahr wieder arbeiten gehen. Dennoch sind wir uns darüber einig, dass jede Mama ihr Kind liebt und alles tun würde, damit es dem Kind an nichts fehlt. Und genau aus diesem Grund, können und sollten wir hoch erhobenen Hauptes über diese "kopflosen" Kommentare hinwegsehen. Denn genau so, wie du es machst ist es gut und richtig. In ein paar meiner anderen Blogeinträge habt ihr vielleicht schon öfter den Satz "Du bist die Expertin für dein Kind" gelesen. Und es stimmt. Alle Menschen sind unterschiedlich und auch die kleinen Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Aber so wie ihr es macht, wird es für das Kind passen, weil es für euch passt. Man darf also ruhig etwas mehr Selbstbewusstsein, ja vielleicht sogar Arroganz, an den Tag legen wenn es um die Entscheidungen geht, die wir Mütter für unsere Kinder treffen.  Schließlich wägen wir die allermeisten Dinge zuerst sorgfältig ab, bevor wir uns dazu entscheiden sie auch so umzusetzen. Und alleine das macht uns zu großartigen Müttern (und Vätern!). Wer das nicht erkennt, der ist nicht belehrbar und darf somit da hingehen, wo der Pfeffer wächst.

 

 


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