Kind und Karriere - wie der Spagat gelingen kann

Meine Erfahrungen mit dem Spagat zwischen Mama-sein und der Arbeitswelt.


"Quality-Time". Jap, dieses abgedroschene Wort verwende ich jetzt. Denn anders gelingt es mir irgendwie nicht zu beschreiben WIE man die Teilung zwischen Familie und Beruf hin bekommt damit alle beteiligten HALBWEGS glücklich sind. Ich schreibe deshalb halbwegs, weil es immer Kompromisse geben muss. Wenn man vor hat, relativ rasch nach der Geburt wieder ins Berufsleben einzusteigen wird man es nie schaffen, jeden einzelnen der involvierten Personen zufrieden zu stellen. Aber ein paar Tipps haben mir schon sehr geholfen. Hier möchte ich sie gerne mit euch teilen, denn der Wiedereinstieg in den Beruf ist nichts, wovor Frau sich fürchten muss.

 

Schon als ich mit meiner Tochter schwanger war, war für mich klar, dass ich "nur" (*) ein Jahr zu Hause bleiben werde und anschließend wieder arbeiten gehe. Da ich eine Postion im mittleren Management bekleiden darf, war es leider nicht so einfach wie gedacht die Stunden zu reduzieren und so stieg ich wieder mit einer 40-Stunden Arbeitswoche ein, als meine Tochter ein Jahr alt wurde.

Ich werde euch nicht anlügen: ich hatte (und habe) Angst! Angst davor, dass ich es nicht schaffe, dass die Beziehung zu meiner Tochter darunter leiden wird und dass ich an der Teilung und dem ständigen von A nach B hetzen und nirgendwo "richtig" da zu sein, zerbreche. Einige dieser Ängste haben sich in der Zwischenzeit relativiert. Andere... nun ja, erst die Zeit wird zeigen ob sie sich bewahrheiten. 

Nichts desto trotz möchte ich gerne einige Tipps diesbezüglich mit euch teilen:

 

1.) Wenn du zu Hause bist, sei da! Erledige alles was es arbeitstechnisch zu erledigen gibt in der Arbeit (bleibe, wenn es sein muss, etwas länger um zu Hause nicht in Gefahr zu kommen doch noch schnell ein Mail absenden oder ein Telefonat führen zu müssen). Lass das Handy in der Handtasche, lass den Haushalt um Himmels willen liegen (für den Fall, dass dein Mann in Karenz ist - wie es bei uns der Fall ist, ist das nun seine ehrenwerte Aufgabe!) und sei ganz bei deinem Kind. Suche aktiv den Kontakt, kuschelt und spielt was das Zeug hält, bring dein Kind ins Bett so oft es geht und sei präsent. Sei nicht nur körperlich anwesend, sei voll und ganz bei der Sache. 

 

2.) Lieber ein Mal richtig lang im Büro bleiben als täglich 30 Minuten! Mein Weg zur Arbeit ist (relativ) weit. Geschlagene 65 Minuten sind es von Haustür zu Bürotür. Mein Zug fährt alle 30 Minuten. Wenn ich also mal 5 Minuten länger bleibe um eine Arbeit fertig zu machen, komme ich eine Stunde später nach Hause! Das nervt! Wenn ich daher weiß, dass ich mehrere kleine Aufgaben habe, dich ich schnell mal erledigen kann und die nicht sofort meine Aufmerksamkeit brauchen, dann gehe ich pünktlich und bleibe dafür einen Tag richtig lang (für gewöhnlich 1-2 Stunden über die normale Arbeitszeit hinaus) um all diese kleinen Tasks fertig zu stellen. So können mein Mann und ich uns darauf einstellen, dass es an diesem besagten Abend später wird ich, an den anderen Tagen aber zu einer früheren Zeit zu Hause bin.

 

3.) Fang früh an, damit du früh gehen kannst! Ich gebe es zu: ich hasse es, früh aufzustehen. Meine Tochter ist eine Langschläferin und wacht selten vor 8 Uhr auf. Es macht für mich daher überhaupt keinen Sinn erst um 7 Uhr ins Büro zu fahren weil sie ohnehin noch schläft. Was ich daher mache ist, ich stehe RICHTIG früh auf und bin, für gewöhnlich, bereits zwischen 7 und halb 8 morgens im Büro. Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich, dass ich mich zwischen 16 Uhr und 16:30 Uhr verdünnisieren kann und bin dann auch entsprechend früh zu Hause. Da bleibt dann noch genügend Zeit zum spielen, Abendessen und ins Bett bringen. Und jetzt habe ich auch einen richtig guten Grund, morgens tatsächlich so früh aufzustehen.

 

4.) Home-Office bringt's! Wie ich bereits erwähnt habe, ist der Anfahrtsweg zu meiner Arbeitsstätte lang. Es ist daher praktisch, wenn ich mir diesen hin und wieder sparen kann. Da ein großer Teil meiner Arbeit mit der Führung von Mitarbeitern zu tun hat (und man dies eben am besten vor Ort macht) ist es leider nicht immer möglich aber hin und wieder kann ich dann doch einige Arbeiten von zu Hause aus erledigen. Endet also mein Tag, beispielsweise um 16:30 Uhr muss ich nicht erst im Zug pendeln sondern kann mich sofort um meine Tochter kümmern. Außerdem können wir alle Mahlzeiten gemeinsam einnehmen und ich kann mir zwischendurch einen Kuss abholen :-)

 

5.) Die Kinderbetreuung muss passen! Es geht uns Mamas nur gut, wenn es auch unseren Kindern gut geht. Es ist daher unbedingt notwendig, dass ihr mit der Wahl eurer Kinderbetreuung nicht nur zufrieden sondern sehr glücklich seit. Wenn ihr ständig mit dem Gedanken bei eurem Kind seit (ich meine damit sorgenvolle Gedanken), könnt ihr euch nicht auf eure Arbeit konzentrieren. Wenn die Betreuung, wie ihr sie momentan habt, nur ein Kompromiss und keine Ideallösung ist, dann sucht weiter. Sucht so lange, bis ihr die optimale Betreuung für euer Kind und eure Bedürfnisse gefunden habt denn nur wenn ihr wisst, dass eurer Kind in den besten Händen ist, könnt ihr auch im Beruf 100% geben.

 


*ich schreibe deshalb NUR, weil wir uns immer wieder vor Augen halten müssen, dass wir mit unseren Karenzzeiten in Österreich wirklich auf die Butterseite gefallen sind. In vielen europäischen Ländern (darunter die Niederlande und Frankreich) haben die Mütter 4 Monate bezahlte Karenz und danach erhalten sie vom Staat kein Geld mehr. Väter erhalten 3 Tage frei und haben kein Anrecht auf Karenz oder einen Papamonat. Die meisten Mütter sind daher gezwungen, bereits nach 4 Monaten wieder in den Beruf einzusteigen. Ob eine Reduzierung der Stunden möglich ist, hängt selbstverständlich von den Einbußen beim Einkommen ab. Insofern möchte ich einmal mehr darauf hinweisen, dass wir uns hier wirklich nicht beschweren sondern vielmehr dankbar für diese Möglichkeiten sein sollten!

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