Wird es beim zweiten Kind leichter?

Über die Frage, ob es beim zweiten Kind wirklich leichter oder nur anders wird...


Da war er. Der Moment auf den ich drei Monate lang hin gefiebert hatte. Die bitte-warten-Striche vom digitalen Clearblue Schwangerschaftstest blinkten mich hysterisch an. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor und dann - endlich - das erlösende Wort auf das ich so gehofft hatte - SCHWANGER!

Beim zweiten Mal ist es nicht weniger aufregend bis endlich die ersehnten 9 Buchstaben auf dem Display auftauchen. Und doch hat man das Gefühl, man wüsste ja was jetzt passiert. Man wüsste, wie man sich die ersten paar Monate fühlen würde (müde!) und die letzten paar Wochen (müüüüüüüüüddddeeeee) und man weiß, wie das mit den Arztbesuchen und den Blutabnahmen, den Ultraschalls (Ultraschallen?) und dem Zuckertest funktioniert. Kurzum: man denkt, jetzt ist das alles viel leichter.

 

Dann kommt das Datum der Entbindung immer näher und so langsam kommt einem in den Sinn, dass jede Geburt anders ist und es beim zweiten Kind ganz anders verlaufen kann als beim ersten. Was wenn...

Und dann ist er da. Der Moment an dem dir ganz eindeutig die Blase springt und du weißt: es gibt kein zurück und - ach ja SO fühlen sich Wehen an! Die Zweiten kommen viel schneller, wird einem gesagt und tatsächlich: 3 Presswehen und ein Rutsch und zack... Da war ER! 55cm pures Glück.

 

Es war von Anfang an so anders mit ihm und doch so ähnlich. Die Liebe, die mich vom ersten Moment an vollkommen überrumpelt und eingehüllt hat war die selbe wie die zu meiner Tochter. Sofort hätte ich mein Leben für dieses kleine Geschöpf gegeben. Viele Mamas sagen, dass die Liebe, die man für mehrere Kinder empfindet sich niemals teilt sondern schlichtweg verdoppelt und es stimmt. Ich liebe meine Tochter, seit ihr Bruder da ist, nicht nur noch halb so viel sondern habe einfach nochmal eine Ladung Liebe draufgelegt. Eine ordentliche Portion Realismus aber auch. Das verklärte Bild, vom immer friedlich schlafenden Baby dem einfach die Äuglein zufallen, wo immer sich sein Kopf gerade bettet hat sich beim zweiten Kind nicht mehr eingeschlichen. Die abendlichen Schreiphasen der ersten Wochen werden mit Hingabe und abwechselnd haltenden Armen (man hat ja auch noch einen Mann, der unterstützen kann!) besonnen hingenommen und nicht weiter kommentiert. Die Still-Unterbrechungen in der Nacht sind normal und man zählt nicht mehr mit wie oft man nachts wach war. Ja, es hat schon seine Vorteile wenn man schonmal einen kleinen Menschen in seinen ersten paar Lebensjahren begleitet hat. Die Umstellung von 1 auf 2 Kinder war, für mich, definitiv nicht so extrem wie von 0 auf 1. Man ist besonnener, ruhiger. Man kann nicht immer sofort hüpfen. Und dennoch: viele Dinge, die ich mir geschworen haben beim zweiten Kind anders zu machen ("da hüpfe ich sicher nicht mehr ständig am Pezzi-Ball damit er einschläft") tut man dann doch. Weil man weiß, dass das Baby sie im Moment braucht. Weil man weiß, dass es so schneller und mit weniger Tränen für alle verbunden ist. Weil manchmal, der Zweck die Mittel heiligt und weil man weiß, dass es tatsächlich stimmt, dass das alles irgendwann vorbei geht. Und alleine das Wissen das man alles schonmal geschafft hat, macht es besser erträglich.

 

Denn von nun an lautet das Mantra: Du hast es schon einmal geschafft - du schaffst es wieder!


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