Abstillen? Ja, bitte!

Du möchtest abstillen aber hast keinen Tau wie du das anfangen sollst? Keine Angst, Mama! Ich hab hier ein paar Tipps, die dir helfen können auch den süchtigsten Busen-Junkie von seinem Stoff weg zu bekommen...


 

Hallo Mamis,

 

„Stillen ist das Beste für Ihr Kind.“ Das propagiert schon Klaus Hipp und verbürgt sich dafür mit seinem Namen. Aber was, wenn das stillen irgendwann für die Mama nicht mehr passt? Weil, sie sich ein wenig von ihrer Eigenständigkeit zurücksehnt. Weil, sie wieder in den Beruf einsteigen möchte. Weil, 1 Jahr (oder wie lange es auch immer gewesen sein mag) genug ist. Weil, das Stillen mit dem zahnenden Kleinkind wieder fast so Schmerzhaft wie anfangs ist oder auch einfach, weil man sich nicht mehr 12x pro Nacht vom nörgelnden Baby wecken lassen möchte. Egal welcher Grund auch immer auf dich und dein Baby (oder Kleinkind) zutreffen mag, er ist vollkommen legitim und hat seine Berechtigung. Du und dein Kind entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt zum abstillen gekommen ist. Nicht dein Partner, nicht deine Schwiegermutter, nicht deine Nachbarin – du und dein Baby, ihr Beide und sonst niemand!

 

So, dies einmal vorweg gesagt. Kommen wir also zum eigentlich Grund dafür, dass du diesen Blogeintrag von mir liest: du möchtest dein Kind so sanft und schonend wie möglich abstillen!

Im April 2019 (meine Tochter, Hannah war damals 7 Monate alt) war genau das auch mein Ziel. Was macht die Mama von heute also? Mit schlafendem Baby im Arm googelt sie sich die Finger wund wie man ein Baby abstillen kann und findet… 1 Million verschiedener Einträge und „hilfreiche Tipps“ zu dem Thema. Jetzt könnte man sich denken: na wenn es eh schon so viele Blogeinträge und Tipps dazu gibt, dann brauchen wir ja nicht noch einen weiteren schlauen Eintrag zu dem Thema, oder?

Prinzipiell richtig, aber meine Tipps konzentrieren sich auf zwei besondere Dinge, die viele andere Berichte außer acht lassen oder nicht betreffen:

  1. Meine Tochter war noch kein Jahr alt,  als ich sie erfolgreich (und beinahe ohne Tränen) abgestillt habe
  2. Sie hat keine Flasche und keinen Schnuller akzeptiert

Somit bin ich quasi doch irgendwie wieder ziemlich alleine dagestanden und die ganzen schlauen Tipps die sich auf ältere Kinder beziehen oder auf Babys, die die Falsche problemlos akzeptieren, konnten mir wenig helfen.

 

Umso wichtiger finde ich es jetzt, meine Erfahrung zu diesem Thema mit euch zu teilen. Ich bitte euch aber zu beachten, dass diese meine eigenen Erfahrungen widerspiegelt und keines Falls als „Rezept“ für alle Mamas und alle Babys gelten soll oder kann. Wie eingangs schon erwähnt sind wir alle verschieden und so wird der ein oder andere Tipp vielleicht nicht für jeden von euch passen. Bitte pickt euch aus meinen Erzählungen die Tipps heraus, die euch sympathisch sind und sich für euch richtig anfühlen. Wenn euer Baby es ablehnt oder es sich währenddessen nicht gut anfühlt, dann brecht ab und sucht euch eine andere Methode, die für euch passt. Hört auf euer Bauchgefühl und lasst euch von euren Kindern leiten. Es gilt wie immer: Du bist die Expertin für dein Kind!

Hier noch ein paar „Grundregeln“:

Lass Dein Kind niemals allein. Steht schwierige Momente gemeinsam durch.

Diese Regel ist unumstößlich und gilt, wenn man Respekt vor der Würde und den Gefühlen kleiner Menschen hat. Ohne Tränen beim Kind wird Abstillen sicher nicht ablaufen. Und natürlich lassen wir ein weinendes Kind mit seinem Kummer niemals allein. Beim Kind bleiben ist nicht nur eine Sache des Anstands und des Mitgefühls, sondern hilft auch uns Mamas. Es ist ja nicht nur für das Kind, sondern auch für uns schwierig. WIR sind schließlich die Ursache für die Tränen („Ich gebe dem Kind nicht, was es möchte“) – und das macht die Kindertränen für uns so schwer zu ertragen. Wer sich mit einem nach der Brust weinenden Kind auf dem Arm nicht mehr sicher ist, überhaupt abstillen zu wollen, der wird eventuell „aufgeben“ – und auch das ist OK! Wenn Du nicht sicher bist, zieh es nicht auf Teufel komm raus durch, sondern stille weiter, und die Welt drumherum wird sich irgendwie fügen, das verspreche ich. Aber wer sicher ist, abstillen zu wollen, der kann auch diese schwierigen Momente zusammen mit dem Kind durchstehen. So lange Du bei Deinem Kind bleibst, es im Arm oder auf dem Schoß hältst, es wiegst und/oder streichelst, hat es Sicherheit und erfährt Nähe und Zuwendung. Dass es jetzt nicht an der Brust nuckeln darf, wie es das bisher gewohnt war, kann ein Kind verkraften, und umso besser, je älter es ist. Merke: Mamas Nähe ist viel, viel wichtiger als die Milch. Deswegen bin ich auch dafür, dass Du als Mutter das Abstill-Trösten übernimmst und nicht der Papa, wie es oft gemacht wird, in der Annahme, das „funktioniere“ besser, weil das Kind „kapiert“, dass es bei Papa ja keine Milch gibt. Wenn Du als Mutter das Trösten übernimmst, bleibt bis auf das Nuckeln an der Brust alles gleich. Für das Kind ist dann zwar nicht alles perfekt, aber eines bleibt: Mama ist bei mir und hält mich fest.

Definiere Deine Stillpausen mit der Uhr. Und halte Dich dran.

Auch wenn es sich spießig oder sogar kaltherzig anhört: Definiere Deine angestrebten Stillpausen mit der Uhr. Egal, ob Deine Pausen kurz oder lang sind. Meine „Nacht“, in der ich als erstes abstillen wollte, ging zuerst von 00 Uhr bis 4 Uhr morgens, und ab ca. der zweiten Woche dann bis 6 Uhr morgens. Das heißt, ich durfte mein Kind in der ersten Woche noch bis 23:59 Uhr stillen, danach aber nicht mehr. Und bis 4:00 Uhr morgens gab es nichts, aber ab 4:01 Uhr durfte gestillt werden. Deine Etappen können auch nur zwei oder drei Stunden lang sein, etwa nachmittags von 16 bis 19 Uhr. Aber ich empfehle, sich wirklich an die genauen Zeiten zu halten (OK, auf 10 Minuten kommt’s nicht an, aber ich würde es nicht zu sehr einreißen lassen). Dieser Tipp hört sich vielleicht zunächst bescheuert an, aber meine Erfahrung sagt: Mit den Uhrzeiten klappt es besser! Vor allem für uns Mamas – da wissen wir, es ist bald wieder so weit, wir dürfen ja in einer Stunde oder 20 Minuten wieder stillen, haben aber gleichzeitig die Beruhigung, dass wir auf einem klaren Weg sind. Und das erfüllt uns mit Zuversicht und Zufriedenheit. Ich muss sagen, dass ich persönlich mich ziemlich genau an die Uhrzeiten gehalten habe. Natürlich musste ich mein Kind in den ersten Nächten erst länger, dann aber immer kürzer trösten, aber das haben wir geschafft.

Und wer jetzt sagt: „Das ist ja so unmenschlich wie die bösen Einschlafprogramme! Da wird auch gesagt, man muss sich streng an der Uhr orientieren!“, dem sage ich: Nein, es ist nicht unmenschlich. Denn es gilt die obere Regel, und diese macht den großen Unterschied. 


Mein Plan:

Über die Monate hatte ich mir angewöhnt, Hannah zu Hause in den Schlaf zu stillen. Was anfangs ganz natürlich und bequem war, wurde zunehmends zur Belastungsprobe weil Hannah in dieser „Routine“ so festgefahren war, dass sie anders nicht mehr einschlafen konnte. Einzig mein Mann, konnte sie zu diesem Zeitpunkt auch beim tragen zum schlafen bringen. Unterwegs schlief Hannah entweder im Kinderwagen oder in der Trage ein aber zu Hause, war zur Schläfchen-Zeit immer Busen angesagt.

 

Mein Plan war daher wie folgt:

  • Baby tagsüber weniger stillen (heißt, nicht mehr nach Bedarf sondern nur noch zum einschlafen für die Tagschläfchen)
  • Baby tagsüber nicht mehr zum einschlafen stillen
  • Baby nachts abstillen (bis auf das Einschlafstillen zum schlafen legen) und tagsüber noch 1-2x stillen (nicht zum einschlafen)
  • Tagsüber nicht mehr stillen
  • Einschlafstillen weglassen und komplett abstillen

Schritt 1.)

War denkbar „einfach“. Ich bot meiner Tochter die Brust nur noch zum einschlafen an. Wenn sie tagsüber die Brust wollte, versuchte ich sie abzulenken oder (wenn ich wusste, sie ist hungrig) zu füttern. Ich habe auch versucht, nicht erst zu warten bis sie sehr hungrig ist sondern sie bereits davor zeitgerecht zu füttern. Viele Baby akzeptieren den Brei bei großem Hunger nicht gut, daher besser bereits davor anfangen zu füttern und nicht erst, wenn das Baby die Brust verlangt.

 

Schritt 2.)

War schon etwas trickreicher und schwieriger umzusetzen. Wie ich bereits erwähnt hatte, schlief Hannah tagsüber zu Hause ausschließlich an der Brust ein. Wie ich ihr das abgewöhnt habe, könnt ihr in meinen Blogeintrag "Hilfe! Mein Baby schläft nur an der Brust ein." lesen.

 

Schritt 3.)

„Ah, jetzt wird’s spannend“ denken sich viele von euch Mamas da draußen und ja, das waren auch meine Gedanken.

Ich habe in der Nacht also angefangen, eine Stillpause einzuführen. Unsere Stillpause hat um 0 Uhr begonnen und um 4 Uhr geendet. In dieser Zeit war an Beruhigungsmaßnahmen alles erlaubt – außer eben stillen. Egal wie, das Ziel war, dass meine Tochter ohne Busen weiterschläft, optimaler Weise im Bett. Da ich Hannah nachts nicht stundenlang herumtragen wollte, legte ich mir ein „Eskalationssystem“ zurecht. Der Hintergrundgedanke war, dass das tragen als aller letzte Option zum einschlafen in der Nacht herhalten sollte. Ich hatte nämlich angst, dass ich sie ansonsten Stundenlang herumtragen muss und das löst ja mein Problem langfristig gesehen nicht. Das funktionierte wie folgt:

  • Baby wird wach – singen/leise reden/Rücken streicheln/zeigen, dass man da ist
  • Wenn das nicht funktioniert – Wasser anbieten
  • Wenn das nicht funktioniert – aufstehen und tragen

Das Tragen hat in unserem Fall schlussendlich immer zu 100% funktioniert, denn das kannte sie ja jetzt schon vom Tagschlaf.

Als ich damit begann, stellte ich mich auf ein paar schlimme und schlaflose Nächte ein. Nichts dergleichen passiert. Hannah verstand erstaunlich schnell, was ich von ihr wollte und das es nicht jedes Mal zum wieder einschlafen den Busen gab. In der 3.  Nacht wurde sie, anstatt wie davor jede Stunde, nur noch 4x wach. Ich konnte es nicht fassen! Weil es so gut klappte, dehnte ich die Zeit von 4 Stunden auf 6 Stunden aus, kam aber schnell dahinter, dass sie in der Nacht auch hungrig war. War ja auch kein Wunder. Sie war es gewohnt spätestens alle 2 Stunden die Brust zu bekommen und plötzlich sollte sie die ganze Nacht ohne Milch auskommen?! Das konnte natürlich nicht klappen. Nachdem sie nachts ihre Wasserflasche aber immer gut akzeptierte, versuchte ich es doch nochmals mit einem Fläschchen Pre (wir erinnern uns, mein Baby nimmt keine Flasche 😊). Und, oh Wunder - Mein Fläschchen- und Schnullerverweigerer nahm die Flasche und trank sie leer. Sie war die ersten Nächte dann noch in etwa eine Stunde wach bis sie wieder einschlief. Nach ein paar Nächten war aber auch das kein Thema mehr und sie schlief nach der Flasche sofort weiter. 1x pro Nacht wach werden mit 8,5 Monaten – damit konnte ich wunderbar leben und (wenn wir uns ehrlich sind) kann man von so einem kleinen Kind auch wirklich nicht mehr verlangen. Endlich konnte ich wieder 5 Stunden am Stück schlafen.

 

Schritt 4.)

War im Gegensatz zu den Schritten davor ein echter Klacks. Da Hannah nun endlich auch ordentliche Portionen Brei aß, ließ ich die letzte Brustmahlzeit des Tages einfach ausfallen. Sie verlangte mittlerweile die Brust auch nicht mehr von sich aus, verweigerte sie aber auch nicht, wenn ich sie ihr anbot. Tagsüber gab es keine Flasche (außer mit Wasser) sondern ausschließlich Brei bzw. stückiges Essen.

 

Schritt 5.)

Und somit der letzte Schritt zum abstillen. Das naheliegendste war natürlich, dass wir die Brust zum einschlafstillen am Abend durch ein Fläschchen ersetzen. Unser Gedanke dabei: was nachts im Halbschlaf so gut klappt, das müsste doch eigentlich auch zum einschlafen klappen. Gesagt getan, wir beendeten den Tag also, wie immer mit Hannahs Abendritual, das ihr nur zu gut vertraut ist, legten sie neben uns ins Bett und zogen die Spieluhr auf. Ich bot Hannah das Fläschchen an, sie nahm es in ihre süßen Patschhände und trank es leer. Danach wälzte sie sich noch ein paar Mal hin und her, legte sich auf den Bauch und schlief ein.

 

So verlief es bei uns seither jede Nacht. Hannah schläft mittlerweile unglaubliche 10-12 Stunden durch und ich hab mich nie besser, erholter und geduldiger gefühlt. Ich bin sicher, dass Hannah vom abstillen ebenfalls profitiert hat weil eine entspannte, gut gelaunte und ausgeschlafene Mama so viel mehr Wert ist als Muttermilch.

 

Ich hoffe, dass dieser Erfahrungsbericht der einen oder anderen Mama helfen kann.

 

Ich wünsche euch, bei eurem Vorhaben viel Glück und gutes Gelingen.

 

Falls ihr dazu Fragen habt, schreibt mir und ich werde mir die Zeit nehmen euch zu Antworten.

 

Eure, 

Bettina


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Kommentare: 2
  • #1

    Laura (Freitag, 08 April 2022 20:39)

    Hallo,
    Wie hast du das Wasser gegeben bevor sie Fläschchen akzeptiert hat? Meine kleine nimmt weder das Fläschchen noch einen schnabelbecher :-( den schnabelbecher oder Strohhalm becher checkt sie einfach nicht.

  • #2

    KaffeeLöffel (Samstag, 09 April 2022 14:49)

    @Laura,
    danke für deinen Kommentar.

    Ich hab den selben Becher verwendet, aus dem sie auch tagsüber getrunken hat. Das war der "First Choice" von Nuk. Später dann der Strohhalmbecher von Avent.

    Liebe Grüße und gute Nerven
    Bettina